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No Fap und Keine Pornos mehr – macht das Sinn?

Ich habe vor einigen Monaten diesen Artikel hier über No Fap und Keine Pornos mehr gefunden: „Für die No-Fap-Community ist Nicht-Masturbieren die Lösung für alles.“

Jetzt ist diese No Fap Bewegung also schon in der Mainstream-Presse angekommen. Nur fünf Jahre hat es gedauert, denn begonnen hat es 2011 in den USA. Da haben sich Menschen zusammengetan, zunächst online, dann auch in echten Gruppen. Idee war es, nie wieder zu onanieren. „Fapping“ heißt im Englischen nämlich masturbieren.

Der Testosteron-Level soll durch No Fap stark ansteigen, Frauen sollen sich dadurch stark angezogen fühlen (die Bewegung ist vor allem für Männer), Depressionen sollen verschwinden, Krankheiten geheilt werden.

Nun. Was ist davon zu halten?

Wer masturbations- und pornosüchtig ist, hat natürlich ein Problem und sollte es angehen. Dazu komme ich jetzt gleich noch. Aber zunächst einmal wäre es natürlich vermessen, generell nie wieder Hand an sich anlegen zu dürfen. Die Mehrzahl der Männer und die Hälfte der Frauen im deutschsprachigen Raum tut dies regelmäßig. Dies gilt auch für solche, die in einer Beziehung leben. Manche tun es abends, um besser einschlafen zu können. Andere als Entspannung zwischendurch, um mal Dampf abzulassen.

Wenn es keine Sucht ist, bleibt dies unproblematisch. Fängt man an, sich zu Enthaltsamkeit zu ermahnen, kann es hingegen zwanghaft werden.  So wie beim Jojo-Effekt. Wenn man glaubt, ab sofort keine Schokolade mehr essen zu dürfen. Nur um  zwei Wochen später dann umso mehr davon in sich hineinzustopfen.

Was aber, wenn man pornosüchtig / sexsüchtig ist? Auch dann ist No Fap alleine keine Lösung. Man kommt nicht von seiner Sucht weg, wenn man mit Verhaltensänderung beginnt. Eine Änderung des Verhaltens muss die FOLGE sein. Die Folge einer Therapie. Eine Therapie, bei der man überhaupt erst einmal aufarbeitet, wieso man süchtig geworden ist. Wieso man Masturbation „braucht“. Eine Therapie, bei der man lernt, was die täglichen Auslöser für Suchtdruck sind. Bei der man versteht, wieso sich bei jedem nackten Arm und jeder schönen Hand und jedem Minirock sofort das Gedankenkarrussel dreht.

Man muss erst einmal seine persönliche Lebensgeschichte aufarbeiten. Je mehr man erkennt, versteht und verzeiht (sich selbst und Menschen, die einem weh getan haben), desto eher kann man DANN auch mit Verhaltensänderungen beginnen. Sie kommen dann auch fast von selbst, weil man plötzlich nicht mehr so viel Porno und Onanieren braucht, um verdrängten Schmerz zu betäuben. Schrittweise kommt man dann von der Pornosucht weg.

Nicht sinnvoll ist es hingegen, wenn man sich lediglich das Ziel setzt: So, ab morgen keine Pornos mehr. Wieso sollte das funktionieren. Wird es nicht. Spätestens nach ein paar Tagen oder Wochen gibt man wieder nach. Weil sich ja nichts im Leben verändert hat. Man trägt immer noch die gleichen unverarbeiteten Probleme mit sich herum.

Viel schlimmer: Gibt man erst einmal wieder nach, gerät man oft in einen Teufelskreis: Ich habe es wieder nicht hingekriegt. Ich bin nichts wert. Ich brauche jetzt Entspannung gegen diesen Frust. Hose auf … Und danach fühlt man sich dann noch mal schlechter.

Deswegen sind solche No Fap – Ansätze eher gefährlich. Zumindest für Pornosüchtige. Mehr Infos und Artikel zu dem ganzen Thema Pornosucht / Sexsucht / Nymphomaninnen / Therapie / Selbsthilfe gibt es übrigens auf hilfebeisucht.de/sexsucht.