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8 typische Auslöser von Sucht

Jetzt habe ich Sucht geschrieben, aber eigentlich meine ich Suchtdruck. Also: finden Sie die Auslöser Ihres immer wiederkehrenden Verlangens, jetzt sofort Ihre Droge zu nehmen. Egal ob das Alkohol, Essen, Porno, Zocken, Kaufen, Rauchen oder sonstwas ist.

Was aber sind die Auslöser von Suchtdruck? Wenn Sie das für sich herausfinden können, dann können Sie auch die nächsten beiden Schritte tun, nämlich: 1. anders mit diesen Auslösern umgehen und sie 2. möglichst vermeiden oder deren Auftreten reduzieren.

In diesem Blogbeitrag geht es aber noch nicht um diese Folgeschritte, sondern wirklich erst einmal ansatzweise darum, die Auslöser zu erkennen. Typischerweise gibt es acht Auslöser(gruppen), die ich Ihnen nun einmal kurz vorstellen (im kompletten Lavario-Programm gehen wir viel ausführlicher darauf ein):

1. Einsamkeit: Suchtdruck kann besonders oft auftreten, wenn Sie sich einsam fühlen. Und dies tun viele von Ihnen. Auch wenn Sie in einer Beziehung leben, führen Sie ja ein Doppelleben und leben in Wirklichkeit einsam neben Ihrem Partner / Ihrer Partnerin. In Momenten der Einsamkeit fühlen Sie ganz besonders die Leere in Ihnen. Dies tut weh. Den Schmerz versuchen Sie dann zu stillen, so wie Sie es immer getan haben. In Ihrem Gehirn besteht eine richtige Nerv-Autobahn, die von Einsamkeit zu Suchtdruck führt.

2. Unstrukturierte Zeit: Ein weiterer Auslöser kann sein, dass Sie Ihre Zeit nicht so richtig verplant haben. Gerade Studenten, Hausfrauen, Arbeitslose, Teilzeitkräfte, Nacht- oder Schichtarbeiter und andere haben oft ein Leben, in dem der Tag nicht klar strukturiert ist. Ständig stehen Entscheidungen quasi in letzter Minute an, was jetzt als nächstes auf der Tagesordnung steht. Da Sie ein starkes Suchtgedächtnis haben, ist Suchtverhalten dann ständig eine Alternative, die in Erwägung gezogen wird.

Fühlen Sie sich dann auch noch einsam, kommen direkt zwei Faktoren zusammen. Tritt bei Ihnen Suchtdruck häufiger an Tagen auf, an denen Sie einen nur halbverplanten Tag haben als an solchen, an denen Sie voll eingespannt sind in verplante Tätigkeiten? (Es ist keinesfalls offensichtlich, dass an solchen voll verplanten Tagen weniger Suchtdruck besteht. Dazu kommen wir gleich noch, wenn es um den Auslöser Stress geht.)

3. Streit/Kränkung: Als Mensch mit Sucht können Sie meist nicht gut mit Spannungen umgehen, die zwischen Ihnen und jemand anderen bestehen. Sie haben ja wahrscheinlich seit Ihrer Kindheit gelernt, Konflikten aus dem Weg zu gehen, sich lieber zurückzuziehen und sich Ersatzbefriedigung durch Essen, Alkohol, Porno, Glücksspielautomaten oder was auch immer zu beschaffen.

Dies ist von allen Auslösern der am langwierigsten zu behandelnde. Denn Streit und Kränkungen wird es immer geben. Sie sind nicht so leicht aus dem Weg zu gehen, zumal Ihre eigene Definition von Kränkung ganz anders gefasst ist als die von vielen anderen Menschen mit größerem Selbstbewusstsein. Statt Ihre Gefühle auszudrücken „Du tust/Sie tun mir mit so einer Aussage weh.“, werden Sie nach innen geleitet, hinuntergeschluckt – so wie all die Jahre über – und lösen dann entweder sofort oder ein paar Stunden später eine Kompensationsreaktion aus – d.h. Suchtdruck: „Ich habe mir jetzt eine Entspannung verdient. Ich brauche jetzt die Packung Pralinen“.

4. Konfliktangst: Verwandt mit dem vorigen Auslöser ist die Angst vor unvermeidlichen Konflikten. Hier baut sich also schon eine Spannung in Ihnen auf, die dann zu Suchtdruck führt. Angst vor einer Präsentation, die Sie halten müssen; vor einem Beurteilungsgespräch; vor der dringend notwendigen Aussprache mit Ihrem Partner; vor dem Gang zur ersten Unterrichtsstunde des neuen Englischkurses; vor dem Besuch bei Ihren Eltern …

5. Stress: Auch die meisten der vorher genannten Auslöser verursachen Stress. Hier ist mehr der Stress durch Überarbeitung und Überlastung gemeint. Sie verbringen sehr viel Zeit bei der Arbeit und sind vielleicht auch noch Single, oder Sie haben einen harten Job und dann auch noch Stress zuhause, oder Sie sind allein erziehende überforderte Mutter und ähnliche Konstellationen.

Wenn Sie keinen anderen Ausgleich finden (soziale Kontakte, Sport, Massagen, ein liebevoller Partner, interessante Hobbies etc), dann nehmen Sie Ihre Droge, um sich eine schnelle Belohnung für den harten Tag zu geben. „Das habe ich mir jetzt aber verdient.“

6. Glück: Dass Glück Suchtdruck auslösen kann, damit rechnet man ja gar nicht und würde es vor einer gründlichen Analyse auch gar nicht vermuten. Aber viele Menschen mit Suchtproblemen – oder sagen wir noch allgemeiner viele Menschen mit niedrigem Selbstbewusstsein – können mit starken positiven Gefühlen schlecht umgehen. In ihnen war jahrelang ein gut funktionierendes Programm mit dem Namen „ich bin nichts wert und verdiene Unglück“.

Wenn ihnen dann etwas Glückliches passiert, dann entstehen Spannungen, und die erzeugen Suchtdruck/Heißhungerattacken. Wenn man dem dann nachgibt und sich den Magen vollschlägt, dann fühlt man sich schuldig, schämt sich, und schon passt das wieder zum Selbstbild, und die Spannung ist weg.

Wenn es dir schlecht geht, dann geh zur Selbsthilfegruppe. Wenn es dir gut geht, dann renne zur Selbsthilfegruppe.  

Motto der Anonymen Alkoholiker

7. Rache: Eine Sucht ist immer auch selbstschädigendes, selbstzerstörerisches Verhalten. Und damit möchten Sie sich vielleicht unbewusst an jemandem rächen, so nach dem Motto: „Sieh mal, wenn du nicht gewesen wärst – wenn du mir dies und das nicht angetan hättest – dann wäre ich jetzt nicht so drauf, dann würde mir das nicht passieren.“

Im kompletten Lavario-Programm beschäftigen wir uns intensiv mit diesem Thema, hier im Blog nur einmal diese allgemeinen Andeutungen. Denken Sie einmal darüber nach, ob Sie sich nicht vielleicht auch auf diese Art und Weise an Ihren Eltern, Ihrem ehemaligen Chef, an der ehemaligen Partnerin / Partner etc. „rächen“ wollen.

Oder an sich selbst für Fehler, die Sie früher einmal begangen haben. Sich immer wieder zeigen, wie schlecht Sie eigentlich sind. Und wenn sie sich dann wieder vollstopfen oder volllaufen lassen oder zum xten Mal masturbieren oder wieder Geld verzocken, dann können Sie sich danach unbewusst wieder „gut“ fühlen, denn Sie haben sich ja bewiesen, wie schlecht Sie sind.

Klingt anfangs absurd, aber es trifft auf viele Süchtige zu. Denken Sie einmal darüber nach, ob das auch bei Ihnen der Fall sein könnte.

8. Ort, Zeit, Personen: Fast alle der anderen Auslöser waren direkter psychologischer Art. Diese Auslösergruppe ist anderer Natur. Hier sind es bestimmte Orte, Tages- oder Wochenzeiten und Personen, die bei Ihnen Suchtdruck auslösen. Offensichtliche Orte sind je nach Sucht Tankstellen, Fast Food – Restaurants, Spielhallen, Pornokinos etc. Sie sind an so einem Ort, und sofort wird in Ihnen ein Programm gestartet.

Dies kann, muss aber nicht offensichtlich sein, denn vielleicht speichert Ihr Unterbewusstsein solche Reize erst einmal ab und erst Stunden später kommt es dann wieder hoch und erzeugt Suchtdruck, ohne dass Sie eigentlich verstehen, warum. Den Zusammenhang werden Sie erst dann vollends verstehen, wenn Sie längere Zeit ein Tagebuch geführt und ausgewertet haben.

Bestimmte Tageszeiten könnten für Sie kritisch sein. Bei vielen Süchtigen ist das der Abend, zumal sie sich dann auch noch einsam und leer fühlen und vielleicht den ganzen Tag lang den Fressdrang oder Drang zum Saufen oder zu den Pornos oder zum Zocken unterdrückt haben. Oder die Mittagspause bei der Arbeit oder der Weg von der Arbeit nach Hause.

Auch das Wochenende kann eine kritische Zeit sein, vor allem, wenn Sie Single sind und nicht so richtig wissen, was Sie mit Ihrer Zeit anfangen sollen. Über unstrukturierte Zeit und Einsamkeit als Auslöser hatte ich ja bereits geschreiben.

Auch bestimmte Personen können Suchtdruck auslösen. Dies können einerseits Menschen sein, die selber süchtig sind. Andererseits kann es aber auch über eine ganz andere Schiene laufen, nämlich, dass Frustrationen, Ängste oder Rachegedanken durch bestimmte Personen ausgelöst werden und dadurch dann Suchtdruck entsteht. Diese acht Auslöser sind die am häufigsten vorkommenden.

Selbstverständlich können es bei Ihnen, in Ihren persönlichen Lebensumständen, noch weitere sein, die Ihnen das Leben schwer machen. Denken Sie einmal darüber nach.

Um herauszufinden, welches die typischen Suchtdruck-Auslöser in Ihrem Leben sind, gehen Sie die nächsten Tage nun wie folgt vor:

Machen Sie sich ab sofort jeden Tag die folgende Tabelle: links die 8 typischen Auslöser von Suchtdruck, plus solche, die Sie für sich selbst zusätzlich als relevant empfinden. In der Mitte notieren Sie sich am Ende jeden Tages alles, was in diesem Bereich passiert ist. Gehen Sie Ihren Tag also abends noch einmal detailliert durch – Sie können natürlich auch während des Tages schon regelmäßig beobachten und aufschreiben.

Rechts dann beurteilen Sie, wie stark Sie glauben bzw. fühlen, dass diese Ereignisse Sie belastet haben und möglicherweise Suchtdruck ausgelöst haben. Geben Sie 5 Punkte, wenn Sie überzeugt sind, dass dieser Bereich stark zum Druck beigetragen hat, 0 Punkte, wenn Sie meinen, dass Sie gut damit umgehen konnten und Sie das nicht belastet hat.

Möglicher Auslöser Was davon ist heute passiert? Belastung (0-5 Punkte)
Einsamkeit    
Unstrukturierte Zeit    
Streit/Kränkung    
Konfliktangst    
Stress    
Glück    
Rache    
Ort, Zeit, Personen    
Anderes    

 

Am Ende der Woche erstellen Sie sich bitte auch noch eine Wochenübersicht, in der Sie für jeden Tag und jede Aktivität Ihre Punkte eintragen und sich die Summe pro Auslöser errechnen. 

  Mon Die Mitt Don Frei Sams Sonn TOTAL
Einsamkeit                
Unstr. Zeit                
Steit/Kränkung                
Konfliktangst                
Stress                
Glück                
Rache                
Ort,Zeit,Person                
Anderes                

 

Sie sollten spätestens dadurch erkennen, welche für Sie die kritischen Auslöser sind. Nehmen Sie sich dann Ihre drei „typischsten“ Auslöser vor, und überlegen Sie sich A —-  wie Sie anders damit umgehen wollen B  —   wie Sie diese Auslöser vermeiden wollen oder in ihrer Häufigkeit reduzieren.

Das war jetzt ein recht praktischer Tipp. Man muss es allerdings auch tun, nicht einfach nur durchlesen. Man kann ganz gut die Häufigkeit reduzieren, mit der Suchtattacken auftreten, und man kann damit lernen, häufiger NEIN zu sagen und dann stolz auf sich selbst zu sein.

Wenn Sie auch Tipps oder Fragen oder sonstige Kommentare haben, schreiben Sie sie doch einfach in das Kommentarfeld hier unten drunter. Viel Erfolg auf jeden Fall bei der Umsetzung dieses Tipps!